5) Methode: Die vier Phasen der Selbstwirksamkeit

Die Stärkung der Selbstwirksamkeit junger Menschen ist von großer Bedeutung für eine zukunftsfähige Gesellschaft und muss somit ein zentrales Ziel zeitgemäßer Bildung sein. Selbstwirksamkeit ist dabei eng verknüpft mit dem Herausbilden von Handlungs- und Gestaltungskompetenz, erfolgreicher Beteiligung sowie dem Erleben einer aktiven Rolle der Lernenden in Lernprozessen. Das Konzept der Vier Phasen der Selbstwirksamkeit kann einen Hinweis dafür liefern, wie Bildungsformate diesen Ansprüchen gerecht werden können.

Stärkung der Selbstwirksamkeit

Die Stärkung der Selbstwirksamkeit junger Menschen ist von großer Bedeutung für eine zukunftsfähige Gesellschaft und muss somit ein zentrales Ziel zeitgemäßer Bildung sein. Selbstwirksamkeit ist dabei eng verknüpft mit dem Herausbilden von Handlungs- und Gestaltungskompetenz, erfolgreicher Beteiligung sowie dem Erleben einer aktiven Rolle der Lernenden in Lernprozessen. Aus diesem Grund sollten wir als Lehrende die Stärkung der Selbstwirksamkeit als Ziel und zugleich als Voraussetzung sehen, wenn wir uns mit selbstorganisierten und zukunftsfähigen Lernformen auseinandersetzen.
Vier Phasen der Selbstwirksamkeit

Wie aber lässt sich die Stärkung der Selbstwirksamkeit in Lernsettings verankern? Hierfür haben wir das Konzept der vier Phasen der Selbstwirksamkeit entwickelt, die als Kreislauf zu verstehen sind. Die Phasen bauen aufeinander auf, ergänzen aber auch einander, um den Lernenden die positive Erfahrung einer eigenen Ideen- oder Projektumsetzung aufzuzeigen. Die erlebte Selbstwirksamkeit gibt den Jugendlichen die Motivation, sich auch in anderen Lebensbereichen aktiv einzubringen.

1. Phase des Perspektivwechsels

Diese Phase dient der Aktivierung der Lernenden. Sie zielt darauf ab, die Lernenden zu Engagement zu motivieren und ihre Rolle in der Gesellschaft wahrzunehmen. In dieser Phase werden Mechanismen der Gesellschaft aufgezeigt, Gruppenerlebnisse ermöglicht und diese anschließend reflektiert, um politisches Interesse und Demokratieverständnis zu wecken sowie eigene Möglichkeiten der Mitwirkung zu thematisieren. Methoden, die du als Lehrende*r in dieser Phase einsetzen kannst, kommen häufig aus der Erlebnispädagogik oder dem globalen Lernen. Grundsätzlich ist es wichtig, nah an der Lebenswelt der Lernenden anzuknüpfen, damit sie ihren eigenen Erfahrungsschatz einbringen und aktiv werden können.

2. Phase der Ideen und Kreativität

Die Ideenphase gibt den Jugendlichen die Möglichkeit, ihre eigenen Vorstellungen, Wünsche und
Bedürfnisse bezüglich ihrer Lebenswelt zu erkunden und zu formulieren. In dieser Phase bieten sich
verschiedene Kreativmethoden an, die es den Lernenden ermöglichen offen an die Themen
heranzugehen und sich von klassischen oder einschränkenden Denkmustern zu lösen. Anschließend
werden die Ideen zu konkreten Projekten weiterentwickelt, hier ist es wichtig, den Lernenden
Orientierung und Struktur gebende Methoden zur Unterstützung anzubieten, beispielsweise aus dem
Projektmanagement. Aber auch klare Feedbackphasen sind hier hilfreich zur Weiterentwicklung und
Konkretisierung der Projektideen.

3. Phase des Handelns

In dieser Phase steht die Umsetzung des Projekts durch die Lernenden im Mittelpunkt. Durch das handlungsorientierte Lernen schulen die Jugendlichen ihre Fach-, Sozial- und Selbstkompetenzen. Die Projekte werden von den Lernenden selbstständig umgesetzt. Hierzu ist es deine Aufgabe als Lehrende*r, durch eine gute Rahmensetzung mit klarem Start sowie unterstützenden Haltepunkten und eine Struktur an die Hand zu geben, um mögliche Motivationslöcher zu durchbrechen. Genauso wichtig ist es aber auch, ein Ende zu haben, an dem gefeiert wird, was alles geschafft und gelernt wurde – und auch im Sinne einer positiven Fehlerkultur das Scheitern als gute Lernerfahrung zu würdigen. Als Lehrperson trittst du wie eine Art Mentor*in auf und schaffst einen Lernraum, der so offen und frei wie möglich und so geschützt wie nötig ist.

4. Phase des Wissens

Während der Planung und Umsetzung der Projekte wird häufig zusätzliches Wissen gebraucht und es tauchen an verschiedensten Ecken neue Fragen auf. Hierdurch wird bei den Lernenden Neugier und die intrinsische Lernbereitschaft gefördert. Das Wissen solltest du als lehrende Person und Mentor*in so bereitstellen, dass es an das jeweilige Wissen der Lernenden anknüpft und die Bedürfnisse der Teilnehmenden sowie den Stand ihres Projekts im Blick behält. Aber keine Sorge: Du musst nicht auf alles eine Antwort haben, sondern kannst auch gemeinsam mit den Lernenden auf Entdeckungsreise gehen und sie bei der Suche nach geeigneten Antworten und Informationen unterstützen.
Das selbststrukturierte und auf eigenen Problemen basierende Lernen grenzt sich stark von theoretischem Wissen ohne Anknüpfungspunkte zur Lebenswelt der Lernenden ab. Anstatt den Lernenden bereits vor den Projekten alles – in den Augen von uns Lehrenden – Nötige zu vermitteln, wird in dieser Wissensphase darauf gesetzt, dass die Lernenden zu geeigneter Zeit selbst entscheiden können, welches Wissen ihnen für die Umsetzung ihres Projektes fehlt. Dadurch wird die Handlungsfähigkeit der Lernenden gezielt unterstützt, ihre Interessen gefördert und es werden bedarfsorientierte Informationen bereitgestellt.
Infobox
Die Stärkung und Erfahrung von Selbstwirksamkeit steht im Zusammenhang mit dem Konzept der Student Agency (siehe Kap 3.5). So ist das Erleben von Selbstwirksamkeit eine Voraussetzung für die Ausbildung von Agency.


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