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Was Schulen vom Startchancenprogramm lernen können

Das Startchancenprogramm ist ein ambitioniertes Vorhaben der Bundesregierung und hat in der Bildungslandschaft für viel Aufmerksamkeit gesorgt. Entstanden aus dem Bedürfnis, Bildungsgerechtigkeit zu fördern und sozioökonomisch benachteiligte Schulen zu unterstützen, zielt es darauf ab, über einen Zeitraum von zehn Jahren gezielt Ressourcen in ausgewählte Schulen zu investieren: jährlich eine Milliarde vom Bund plus eine Milliarde aus den jeweiligen Bundesländern Dabei fokussiert das Startchancenprogramm auf drei Säulen, in denen die Investitionen wirken sollen: 

  1. Lernumgebung, 
  2. Schul- und Unterrichtsentwicklung sowie 
  3. Stärkung des Personals durch die Förderung multiprofessioneller Teams.

Schulen, die an diesem Programm teilnehmen, profitieren von zusätzlichen finanziellen Mitteln, aber auch von einer umfassenden wissenschaftlichen Begleitung. 

Wie bei vielen groß angelegten Bildungsinitiativen, gibt es neben Befürwortern auch kritische Stimmen. Sie bemängeln unter anderem, dass potenziell zusätzliche Bürokratie geschaffen wird und dass bestehende Erkenntnisse aus der Bildungsforschung vernachlässigt werden. Außerdem befürchten sie eine Stigmatisierung teilnehmender Schulen. Trotz dieser Kritikpunkte bietet das Programm interessante Ansätze und Denkanstöße, von denen alle Schulen  für die eigenen Veränderungsprozesse lernen können.

Fünf Denkanstöße für Schulen

1. Ein klares Ziel formulieren:

Das Startchancenprogramm setzt einen deutlichen Fokus auf die Förderung von Grundkompetenzen wie Mathematik, Lesen und Schreiben. Obwohl man kritisch anmerken könnte, dass dies  wichtige andere Kompetenzen vernachlässigt, zeigt es die Bedeutung klarer Zielsetzungen und Fokussierung. Jede Schule sollte für sich präzise Entwicklungsziele definieren und diese konsequent verfolgen. Dies könnte bedeuten, Schwerpunkte zu setzen, sei es in der Digitalisierung, der MINT-Förderung oder der Stärkung sozialer Kompetenzen.

2. Eine fundierte Situationsanalyse durchführen:

Das Programm sieht eine umfassende Analyse der teilnehmenden Schulen vor. Auch wenn nicht jede Schule auf eine wissenschaftliche Begleitung zurückgreifen kann, ist eine datenbasierte Standortbestimmung für einen effektiven Schulentwicklungsprozess essenziell. Dies umfasst nicht nur die Erhebung von Lernständen, sondern auch eine kritische Betrachtung der Organisationsstrukturen durch eine Musteranalyse. Schulen sollten regelmäßig hinterfragen, wie gut sie auf ihre Ziele ausgerichtet sind und wo Optimierungspotenzial besteht.

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3. Eine zeitlich begrenzte Phase der Transformation ausrufen:

Während das zehnjährige Startchancenprogramm als Transformationsphase
deutlich zu lang konzipiert ist, können Schulen von der Idee einer
definierten Transformationsphase profitieren. Ein klar begrenzter
Zeitraum von zwei bis vier Jahren für grundlegende Veränderungen kann
Fokus und Motivation schaffen, ohne die Organisation zu überfordern.
Dies ermöglicht es, neben der Unterrichtsentwicklung auch Themen wie
Personal- und Organisationsentwicklung gezielt anzugehen.

4. Temporäre Investitionen tätigen:

Das Startchancenprogramm sieht erhebliche finanzielle Mittel vor. Auch wenn reguläre Schulbudgets sehr viel begrenzter sind, lohnt es sich, über kreative Wege nachzudenken, um temporär in die eigene Entwicklung zu investieren. Dies könnte die Anschaffung neuer Lernmaterialien, die Umgestaltung von Lernräumen, eine Schulentwicklungsbegleitung oder Fortbildungen für das Kollegium umfassen. Schulen könnten prüfen, ob Fördermittel von Stiftungen, dem Förderverein oder lokalen Unternehmen, die Umwidmung von Personalstellen oder andere kreative Wege genutzt werden können, um für die Phase der Transformation Investitionen für spezifische Projekte zu akquirieren.

5. Externe Begleitung:

Eine Gelingensbedingung von erfolgreicher Transformation ist externe Begleitung, für die das Startchancen-Budget unter anderem auch genutzt werden kann. Unabhängige Expert*innen können nicht nur fachliche Expertise einbringen, sondern auch eine wertvolle Außenperspektive bieten. Sie können Themen ansprechen und Prozesse anstoßen, die von innen heraus schwierig zu initiieren sind. Schulen sollten prüfen, wie sie – auch mit begrenzten Mitteln – externe Unterstützung für ihre Entwicklungsprozesse gewinnen können, im besten Fall sogar mit der Perspektive von außerhalb des Schulsystems, aber auch durch Kooperationen mit Hochschulen und Netzwerke mit anderen.

Fazit

Das Startchancenprogramm mag kontrovers diskutiert werden, bietet aber wichtige Denkanstöße für alle Schulen. Unabhängig von einer Teilnahme am Programm können Schulen von diesen Impulsen profitieren, um ihre eigene Entwicklung voranzutreiben. Klare Ziele, fundierte Analysen, definierte Transformationsphasen, gezielte Investitionen und externe Begleitung sind Schlüsselelemente, die jede Schule in ihrem individuellen Kontext umsetzen kann. Letztendlich geht es darum, kontinuierlich an der Verbesserung der Bildungsqualität und Bildungsgerechtigkeit zu arbeiten – ein Ziel, das weit über die Grenzen des Startchancenprogramms hinausgeht und alle Bildungsakteure betrifft.

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Autor: Björn Adam

Björn Adam ist Gründer und Co-Geschäftsführer von beWirken. Als gemeinnützige Bildungsorganisation setzen wir bei der Transformation von Schulen auf einen ganzheitlichen Veränderungsprozess, auf agile, projekthafte Schulentwicklung und erprobte Good-Practice-Ansätze, die helfen können, die individuellen Herausforderungen in einem partizipativen Prozess umzusetzen – für eine nachhaltige Veränderung von Schule. Mehr über unseren Ansatz der ganzheitlichen Schulentwicklung.

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